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Unser Wertesystem


 

Wir sind es gewohnt, unsere Handlungen nach unserem Wertesystem auszurichten.

Dazu folgende Situation: Stellen wir uns vor, auf der Straße begegnet uns ein Mensch, der nicht der Norm entspricht. Dieser Mensch ist wohlmöglich körperlich verkrüppelt, riecht unangenehm und trägt abgewetzte Kleidung. Unsere erste Reaktion wird wahrscheinlich Ablehnung sein. Wir schauen hin und etwas in uns ekelt sich vor diesem Menschen. Für manche ist die Geschichte an dieser Stelle zu Ende. Andere haben aber vielleicht Gewissensbisse, denn irgendwie heißt es doch auch "liebe deinen Nächsten". Es gibt also so etwas wie Moral und Werte.

Wenn wir in dem Moment unseren Ekel unterdrücken und künstliche Liebe drüber stülpen, dann entsteht ggf. Mitleid mit diesem Menschen. Allerdings hilft dieses Mitleid demjenigen meist nicht, denn er muss dann zusätzlich zu seinem eigenen Leid auch noch das Mitleid der Menschen tragen, die es auf ihn projizieren.

Statt also ein Wertesystem über unsere Empfindungen zu stellen, versuchen wir einmal etwas anderes. Stellen wir uns wieder vor, wir treffen diesen Menschen auf der Straße, dieser Mensch ist völlig harmlos, aber wir ekeln uns vor ihm. Statt dann unsere Empfindungen zu verdrängen könnten wir genau das Gegenteil tun und den Ekel einfach da sein lassen, ihn sogar richtig groß werden lassen. Wir beurteilen nicht, wir beobachten nur. Wir sind ehrlich mit uns selber, wir lassen es einfach nur zu, sonst nichts.

Was wird passieren? Dadurch, dass wir uns unsere Empfindung anschauen, sie da sein lassen, dieser Empfindung ihre Berechtigung geben, löst sie sich auf, sie verschwindet. Alles was sie wollte, war angeschaut und angenommen zu werden.

Das nächste Mal, wenn wir einem absonderlichen Menschen begegnen, dann ist da kein Ekel mehr, da ist nichts Abschreckendes mehr, weil wir es zugelassen haben. Dann ist da vielleicht etwas anderes, was angeschaut werden möchte. Dann schauen wir uns auch das an. Wieder und wieder. Irgendwann, wenn wir alles zugelassen haben und alles angenommen haben, dann ist da nichts mehr. Nichts ... dann ist Platz für Liebe. Liebe ist dann einfach da.
Und je mehr wir dieses Verhalten trainieren, desto sensibler werden wir wieder, desto ehrlicher sind wir mit uns selber. Wir lernen wieder, uns selber zu vertrauen.

Wenn wir unser Wertesystem über unsere Empfindungen stellen, dann werden wir niemals dort ankommen, wo Liebe ist. Wenn wir aber unseren Empfindungen vertrauen, dann brauchen wir kein Wertesystem. Lassen wir einfach alles los, was uns daran hindert, diese Liebe zu sein.

 

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