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Hochmut


 

Manchmal gelingen Dinge richtig gut, so gut, dass mich hin und wieder eine Art Hochmut überkommt und ich mir einbilde, die Welt voll im Griff zu haben und zu glauben, sie ausschließlich nach meinem Gusto lenken zu können.

Hochmut kommt jedoch bekanntlich vor dem Fall, denn ein solcher Hochmut macht unvorsichtig und gegebenenfalls achtet man in dem Moment nicht mehr auf Dinge, vor denen man sich besser schützen sollte.

Solange unsere Seele in unserem irdischen Körper wohnt, solange wird es hier auch immer wieder Neues zu erleben und zu entdecken geben und es gilt, achtsam zu bleiben.

Dazu hilft Demut, um z.B. weniger anfällig gegen Provokationen zu sein und Dinge mit Abstand zu betrachten, statt sich bedroht zu fühlen. Es fällt leichter, in der Liebe zu bleiben und vieles mehr.

Allerdings kann eine übertriebene Demut leicht zu einem Dogma werden. Wahrscheinlich ist weder Hochmut noch allzu verzerrte Demut für gute Ergebnisse besonders geeignet.

Aber was sind schon ‚gute' Ergebnisse? Es geht ja eher darum, alle Erfahrungen zu machen, die uns das Spektrum auf Erden ermöglicht.

In manchen Shaolin Klöstern wird die Demut explizit geübt, bevor überhaupt irgendetwas anderes vermittelt wird. Die Neuankömmlinge müssen zunächst einmal eine sehr lange Zeit einfach nur Wasserkübel schleppen.

Sie nehmen einen Eimer Wasser aus dem einen Fass und leeren diesen in einem anderen, solange bis das Fass leer ist. Dann beginnen sie von vorne und bringen das Wasser wieder kübelweise in das andere Fass zurück.

Diese Übung hat sicherlich mannigfaltige Auswirkungen auf unterschiedlichsten Ebenen, insbesondere verschwindet der Hochmut und eine tiefe, sehr gesunde Demut stellt sich ein.

Die zuvor unheimlich wichtigen Dinge werden völlig unwichtig und der Geist kann leicht und einfach zur Ruhe kommen, denn es gibt nichts anderes, nichts Wichtigeres als nun dieses Wasser kübelweise hinüber zu tragen.

Manchmal denke ich, so eine Übung hätte mir einiges erspart. Aber es gibt viele unterschiedliche Wege, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Hochmütig auf die Nase zu fallen und demütig wieder aufzustehen, ist auch eine Möglichkeit, um empirisch verschiedenste Auswirkungen kennen zu lernen. Jeder Weg hat seine Berechtigung und seinen Sinn.

 

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